Sternentreiben

©Silke Herbst

November 2009

Große Treiben herrschte im Universum.

Es war der 24. Dezember auf der Erde und ein jeder Stern putzte sich heraus, damit er in der Weihnachtszeit besonders hell strahlte und so das Christkind seinen Weg unbeschadet zur Erde finden konnte.

Besonders die kleinen Sterne waren sehr aufgeregt, so war es doch für sie das erste Jahr.

Sie hatten schon viel gehört vom Christkind und freuten sich auf die vielen glücklichen Kindergesichter auf der Erde.

Oft erzählten die älteren Planeten vom Weihnachtsfest und die Geschichte von Jesus Christus.

Hektisch vor Aufregung hüpften die kleinen Sterne nun auf und ab und ihr Lichtstrahl zog sich gezackt durch das Dunkel des Universums, sollten sie doch nun bald das Christkind zum ersten Mal sehen. Unter ihnen war auch der kleine Frido Fixstern. Er war noch sehr klein und sein Licht sehr schwach. Nervös schnatterte er drauflos und nervte die größeren Sterne mit seinen vielen Fragen.

Das wilde Geschnatter und Rumgehopse störte die älteren Planeten ein wenig. Waren sie doch auf die Sonnenstrahlen angewiesen, um ebenfalls durch das reflektierte Sonnenlicht zu erstrahlen. Sie befürchteten durch die kleinen Sterne im Dunkeln zu bleiben und so auf der Erde unerkannt zu sein. Besonders der mürrische Saturn war ungehalten.

„Nun seit doch mal ruhig“, versuchte die Sonne die begeisterten Sterne zu beruhigen, „ihr bringt mir ja alles durcheinander.“

„Aber Frau Sonne es ist doch alles so aufregend“, erwiderte Frido, „ es ist doch alles so neu und ich, ich sehe das Christkind zum ersten Mal. Stimmt es, dass zur Weihnachtszeit alle Kinder Geschenke bekommen?“

Die Sonne lächelte gutmütig: „Ja Frido. Das Christkind beschenkt alle Kinder.“

„Wirklich alle?“, Frido klang ganz aufgeregt.

„Nur die lieben Kinder, wehe den bösen“, spottete der Saturn und lachte.

Frido schaute den Saturn entsetzt an.

Die Venus lächelte sanftmütig: „Das Christkind bedenkt alle Kinder. Es ist barmherzig.“

„Pff…“, zischte der Saturn, „liebe Frau Venus, sie hängen mal wieder ihren Träumen nach.“

„Jetzt ist aber genug Saturn“, mischte sich der Mars empört ins Gespräch, „Sie mögen von der Weihnachtszeit ja nichts halten, aber vermiesen sie es nicht auch noch den anderen.“

„Wer redet denn mit Ihnen? Sie haben ja nicht mal richtige Monde. Es sind ja nur Felsbrocken.“

Zornig bebte es in den Ringen des Saturns. Was bildete sich dieser Planet sich eigentlich ein, ihm zu widersprechen.

Schließlich hatte er die meisten Monde.

„Ha“, lachte der Mars, „was will denn so ein aufgeblasener Gasplanet von mir? Gewinnen Sie doch erstmal an Substanz.“

„Ruheeeeeeeeeeeeeeeeeee….“, schimpfte die Sonne, „habe denn ausgerechnet ich die neun streitsüchtigsten Planeten in meinem System?“

„Ich hab doch gar nichts gesagt“, wisperte der kleine Merkur direkt neben ihr total verschreckt.

„Ha“, lachte der Saturn, „ist schon Teezeit oder warum meldet sich der Krümel dahinten?“

„Was heißt hier dahinten?“, muckte der Merkur ein wenig auf, „ich habe den direkten Platz an der Sonne. Das kann man von Ihnen ja wohl nicht behaupten. Da sind Sie ja wohl eher dahinten.“

Schnell zog der kleine Merkur wieder schweigend seine Bahn um die Sonne. Eigentlich hatte er sich mit dem wesentlich größeren Saturn nicht anlegen wollen.

Frido senkte seine Strahlen: „Eigentlich wollte ich nur wissen, ob kleine Sterne auch ein Geschenk bekommen?“

Die Sonne schmunzelte: „Frido, wie kommst du denn auf die Idee? Das Christkind beschenkt die Erdenkinder.“

Der kleine Stern fing bitterlich an zu weinen: „Ich hätte doch so gerne ein helleres Licht.“

„Typisch Sterne“, polterte der Saturn, „das hättest dir eher überlegen sollen. Dann wärst du besser eine Sonne geworden.“

„Nun seien Sie doch nicht so gemein. Frido ist doch noch so klein“, schimpfte die Venus.

„Klar Frau Venus wieder, viel zu weichherzig“, donnerte der Saturn, „ist Ihnen die Hitze Ihrer Vulkane mal wieder zu Kopf gestiegen?“

„Bei Ihrer Temperatur von -139 Grad sind Sie ja wohl eher unterkühlt“, konterte die Venus.

„Ha… ha…“, lachte der Saturn, „da ist aber jemand heute hitzig.“

„Hitzig…., das ist gut“, grölte der Jupiter.

„Wenn Frau Venus hitzig ist, was bin ich denn dann meine Herren?“, schimpfte die Sonne.

„Ups, ich schweig' mal lieber“, bemerkte der Jupiter schnell und zog seine Bahn.

Freundlich lächelnd wandte sich die Venus an Frido: „Dein Licht ist jetzt noch sehr schwach, aber du bist ja auch noch so klein. Warte es ab, in ein paar Jahren strahlst du heller. Schau auf uns Planeten, wir haben gar kein eigenes Licht und sind auf die gute Frau Sonne angewiesen.“

„Aber …, aber …“, stotterte Frido, „ich würde dem Christkind doch sooooooooooooo gerne den Weg erleuchten.“

„So wirst du nie erwachsen mit hellem Licht“, polterte der Saturn ärgerlich, „tz diese kleinen nervigen Sterne.“

„Jetzt ist aber wirklich genug“, mischte sich die Erde ins Gespräch, „da ziehen ja bei mir sämtliche Wolken zusammen und dann seid ihr alle nicht zu sehen.“

Sie hatte lange genug zugehört und die Streitereien gefielen ihr nicht. Ein wenig Harmonie zur Weihnachtszeit wäre ja wohl das Mindeste, schließlich war es das Fest der Liebe. Langsam hüllte sie sich in eine Wolkenschicht und schmollte. Der Streit der Planeten brachten Unruhe in die Atmosphäre, die Wolkenschicht würde ein Übergreifen der Stimmung auf die Menschen verhindern, so hoffte es die Erde zumindest.

Der Saturn lachte boshaft: „Ha, ein eingeschnappter Planet, wo gibt es denn so etwas. Na ja mit einem Mond würde ich auch besser den Mund halten.“

Die Erde rümpfte die Nase. Sollte der Saturn doch sagen was er wollte. Das Weihnachtsfest nahte und sie würde es nicht zulassen, dass es durch Ärger gestört würde. Es war schlauer sich seinen Teil zu denken und zu schweigen. Bei diesem Gedanken lächelte die gute Erde in sich hinein. Was würde der Saturn innerlich kochen, dass sie sich nicht auf einen Streit erst gar nicht einließ. Und bei seinen Minustemperaturen würden ihm ein paar Grad mehr gut tun.

Leise und fröhlich summte sie ein Weihnachtslied vor sich hin, aber so, dass kein anderer der Planeten es hörte.

Frido schaute die Erde entsetzt an: „Gibt es jetzt kein Weihnachtsfest und kein gemeinsames Sternenleuchten? Und bleibt mein Licht dann so klein und schwach?“

„Du wirst strahlen in diesem Jahr“, antwortete die Venus mit einem sanften Lächeln, „es wird ein Sternenstrahlen geben und auch du trägst deinen Teil dazu bei. Sei nicht traurig über dein Licht, jeder ist wichtig und Teil unseres gesamten Systems. Strahle so gut du kannst und genieße die Schönheit des gesamten Lichtspiels. Denn nur gemeinsam werden wir den Himmel erleuchten und die Menschen am Heiligen Abend erfreuen.“

„Meinen Sie wirklich Frau Venus?“, fragte der kleine Frido ungläubig.

Die Venus nickte.

In diesem Moment schickte die Sonne ein großes Bündel Strahlen ins All und die Planeten leuchteten, indem sie das Licht auf wunderbarer Weise reflektierten.

Staunend sah Frido sich um, wie schön alles im Lichterglanz erstrahlte.

Ein wenig Hoffnung wurde in ihm wach und seinen kleinen Sternenaugen funkelten.

Wie schön und warm das Universum doch wirken konnte und wie schön musste es von der Erde aus zu sehen sein. Ein klein wenig beneidete er die Erdenkinder um diesen Anblick, vorausgesetzt die Erde würde die Wolkendecke auflösen.

Plötzlich fuhr ein noch heller Lichtstrahl durchs Sonnensystem.

„Es ist soweit“; rief der Pluto, „das Christkind kommt.“

Da der Pluto der äußerste Planet war, konnte er das Christkind als erstes sehen.

Sanft reflektierte er das Sonnenlicht und lächelte selig, genau wie die nächsten Planeten der Neptun und der Uranus.

Frido beugte sich ein wenig vor, um das Christkind besser sehen zu können, aber es war noch zu weit von ihm entfernt.

Langsam kam das helle Licht näher. Sogar der nörgelige Saturn leuchtet nun und war friedlich.

Das Christkind hielt kurz bei ihm an und zwinkerte ihm zu: „Hallo Saturn, schön dass du auch dieses Jahr wieder am großen Leuchten teilnimmst.“

Der Saturn nahm eine leichte rote Farbe an. Wusste das Christkind doch nur zu gut, dass seine ständige Meckerei nur aus der Angst heraus kam, an Weihnachten im Dunkeln zu liegen und so ungesehen zu bleiben.

Und weiter ging die Reise des Christkindes, vorbei an Jupiter und Mars auf den Weg zur Erde. An der Venus und dem Merkur kam es nicht vorbei, da sie hinter der Erde zur Sonne hin lagen. Aber die beiden Planeten störte es nicht. Sie leuchteten genau so selig, wie all die anderen. Immer und immer wieder sende die Sonne ihre Strahlen ins Universum, um ein besonders schönes Lichtspiel der Planeten zu erhalten.

Frido war nun sehr aufgeregt. Er gab sein Bestes um mit den anderen zu strahlen. Er konzentrierte sich ganz auf sein eigenes Leuchten. So bemerkte er gar nicht, dass das Christkind vor ihm stehen blieb und ihn schon eine ganze Weile beobachtete.

„Hallo Frido“, hörte der kleine Stern eine helle und angenehme Stimme.

Vorsichtig sah er hoch. Vor ihm stand eine wunderschöne Lichtgestalt.

„Bist, bist …. Äh, sind Sie das Christkind?“, stotterte er.

Die Lichtgestalt lächelte und Frido wurde es ganz warm um sein kleines Sternenherz.

„Ja Frido, ich bin das Christkind. Ich freue mich, dass du dieses Jahr zu Weihnachten auch an dem großen Sternenleuchten teilnimmst. Ich freue mich darauf, dich im nächsten Jahr wieder zu sehen.“

Ein warmes und schönes Gefühl von Freude kam in Frido auf. Das Christkind kannte seinen Namen. Ja er wollte ein großer Stern werden und dem Christkind jedes Jahr große Freude bereiten. Seine Augen funkelten fast genau so hell wie seine Strahlen.

Als ob es seine Gedanken lesen könnte, nickte das Christkind dem kleinen Stern noch einmal zu und setzte seine Reise zur Erde weiter fort.

Auch die gutmütige Erde lächelte, sie riss ihre Wolkendecke auf und ließ das Christkind ein.

Die Sonne schickte noch einmal ein paar kräftige Strahlen durch das All und das große Leuchten der Sterne und Planeten erstrahle in einem unbeschreiblichen Glanz.

Auch Frido strahlte, er war glücklich. Noch nie hatte er so viel Liebe und Harmonie empfunden. Ja, er freute sich schon auf das nächste Jahr und auf das Christkind.


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